2013

Nur unser Jüngster zieht noch mit uns los, und hauptsächlich wegen ihm sind wir hier. „Ein bisschen tauchen wäre mal schön“. Auf Madeira geht das wohl recht gut, und uns als Lauffreudige bieten sich auch jede Menge Optionen.
Madeira, die Vulkaninsel oberhalb der Kanaren und auf der Höhe von Marokko. Madeira, deren Namen ich seit meiner Jugend im Ohr habe, da meine Großmutter dort oft war – auf ihrer „Blumeninsel“.

Selbst jetzt in 2024, nach 11 Jahren, sind doch noch paar tiefe Eindrücke präsent, hier aufgeschrieben und natürlich -> aufgezeigt.

Sohn und ich haben uns also für einen mehrtätigen Scuba Diving-Anfängerkurs angemeldet und ich bin freudig aufgeregt. 
Wir werden in alles eingeführt, üben eine Einheit im Pool, pauken etwas Theorie. Dann geht es auch schon in den Ozean. Mich kostet es anfangs ordentlich Überwindung, meine Lunge dem Atem-Druckluftgerät zu überlassen. Bin ich dann erst einmal unten, schaffe ich es, etwas zu entspannen, mich schwerelos zu fühlen, meine Umgebung wahrzunehmen und zu staunen. Es ist wirklich eine andere Welt und ich kann verstehen, dass man danach süchtig werden kann. Wie gern hätte ich weitergeübt, aber meine Mittelohren machen am dritten Tag dicht und der Druckausgleich wird unmöglich.

Trekking-Paradies Madeira! Unsere spektakulärste (Rund-) Tour ist die vom Pico Ruivo (1.862 m hoch) bis zum Pico Do Arieiro (1.818 m). Eine grandiose, raue, vulkanische Kulisse umgibt uns. Der Pfad ist schmal und ausgesetzt, gespickt mit unzähligen Treppenstufen. Man ist ein paar Stunden unterwegs, doch die Aussichten entschädigen für alle Steilheiten. Die Vegetation ist höchst abwechslungsreich, von Sukkulenten auf der Sonnenseite bis zarten Blümchen an den Nordhängen. Eidechsen krabbeln uns über die Schuhe und Schmetterlinge umschwirren uns in der Nähe der üppigen Natternköpfe. In der Gipfelregion sind wir umringt von Baumskeletten. Das Jahr davor hatte es ordentlich gebrannt.
Auch die Wanderungen entlang der Wasserkanäle (Levadas), die zur Bewässerung gebaut wurden, machen richtig Spaß. Manchmal führen die Tracks hinter Wasserfälle, durch stockdunkle Tunnels oder unter die dicken Äste uralter Bäumen, dicht behangen mit Flechten.

Wir flanieren durch malerische Orte wie Câmera de Lobos, ein sehr altes Fischerdörfchen mit vielen bunten Booten. Der leckere Espada (schwarzer Degenfisch), den wir mit Banane gegessen haben, wird wohl hier gefangen worden sein. Woanders beobachten wir, wie Blumenteppiche entstehen und zu einer Kirche führen. Mädchen in weißen Kleidchen sind zu sehen, wir tippen auf Kommunion.

Unweit von Câmara do Lobos erhebt sich die Gabo Girão über 580 m aus dem Meer. Manche Buchten lassen sich nur mit der Seilbahn, per Treppe oder mit dem Boot erreichen. Fast unvorstellbar, wie mühevoll die Bewirtschaftung all dieser Terrassen sein muss, die wir an den Hängen sehen.

In kürzester Zeit taucht man vom Süden über die Hauptverbindungstraße unter dem bergigen Zentrum hindurch und auf der Nordseite der Insel wieder auf. Auch hier reihen sich die sattgrünen Hügel. Wir blicken in Regenwald und tiefhängende Wolken, dazwischen weiße Häuser, die sich an die Hänge schmiegen.

Verkrustete Lavafelsen haben an der Küste natürliche Schwimmbecken geformt. Der Rock Pool in Porto Moniz ganz an der Südspitze wurde menschengerecht verziert, damit man verletzungsfrei schwimmen kann. Wir probieren es gerne aus. Ab und zu kommt eine Freakwave und spritzt zur Freude aller ordentlich Frischwasser ins Becken.

Der Osten fehlt uns noch. Unsere Abschluss-Tour führt zur rot-braunen Landzunge von Ponta do São Lorenço. Hier herrscht Wüste. Es gibt nur eine kleine „Oase“,  wo vorwitzig zwei Handvoll Palmen stehen. Die Gesteinsschichten der Klippen sind fantastisch gefärbt und changieren von rot über ocker (Tuffgestein) zu wildem rabenschwarz (Trachyt – Magmaröhren). Wir laufen Richtung Spitze so weit es geht, nur das letzte Stückchen ist nicht mit dem Festland verbunden.. 

Eine Insel voller Kontraste und voller Möglichkeiten auf kleinstem Raum. Es hat Spaß gemacht, anhand der Fotografien diese Reise Revue passieren zu lassen. Die Landschaft ist schon ganz eigen, wild und schroff und bis auf den Osten unglaublich üppig. Ich gebe zu: Die Blumen der „Blumeninsel“ sind in meinen Bildern definitiv zu kurz gekommen. 

Schön, dass Moritz tauchen wollte.

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