Scotland – Hebrides

2018 – der zweite große Trip mit den VW T2

Nach der sehr gelungenen Rundreise durch Dänemark das Jahr zuvor mit unserem kleinen, alten Bulli von 1976 machen wir uns jetzt auf zu einem 4-Wochen-Trip in ein Land fantastischer Natur und etwas unberechenbareren Wetterkonditionen.
Was wir erleben wollen ist das einsame Schottland, fernab von Werkstätten. Der Luftmengenmesser ist nach wie vor nicht der beste, doch wir sind optimistisch. Andere haben halbe Weltreisen mit so einem Bus gemacht. 

Die Fähre setzt uns im Sommer 2018 in Newcastle (Nord-England) aus. Wir sind nicht das erste Mal im Land, mögen Landschaften und Whisky. Unsere neue Route führt jetzt über viele Nebenstrassen, ein langsames Entdecken, passend zu unserem Gefährt. Ein Traum soll wahr werden: Die Outer Hebrides. 

Die Route (im Uhrzeigersinn) seht ihr im ersten Bild dargestellt. Eine kurze Reisebeschreibung ergänzt wie immer die Impressionen dieses sehr besonderen und grandiosen Trips.
Um die Fotos größer bzw. im Ganzen zu sehen, klickt bitte auf die Vorschauen. Let’s go …
Übrigens: Alle Insel-Fähren (bis auf eine) mussten wir auf Grund der Urlaubszeit und teilweise geringen Kapazitäten vorbuchen. Wir waren also zeitlich nicht ganz ungebunden, doch Stress hatten wir trotzdem nie …

Die Nachtfähre bringt uns also von Amsterdam nach Newcastle im englischen Norden, schönstes Wetter empfängt uns. Wir halten uns nicht lange auf, es geht auf direktem Weg nach Westen und Schottland. Eine Tagesreise. Wir fahren uns ein, alles passt wunderbar. Wir machen Halt an der Annandale Distillery, essen dort unseren ersten Scone mit Clotted Cream und schnuppern kurz in den Galloway National Park. Zum Abend erreichen wir die Küste und finden in Portencross einen Dead-End-Parkplatz zum Schlafen.
Auch jetzt noch, 5 Jahre nach dieser Reise, erinnere ich mich an das surreale Gefühl: Gerade noch aufgestanden im ländlichen Niedersachsen und nun dieser gigantische Sunset-Blick über die Bucht auf die Isle of Arran. Das Wasser leicht bewegt, Stille, Natur, Schönheit pur.

INSEL-HOPP 1: Isle of Arran. Am Saum entlang und auf traumhaften Küstenstrassen mit zum Teil endlosen Windungen erkunden wir die kleine Insel, verbringen eine Nacht im Süden gegenüber der Aisle Craig, wandern ein bisschen und lassen das Urlaubsgefühl so richtig einsacken. Es ist sommerlich heiß, wir sind froh über den Schatten der Standing Stones in Machrie Moor, fahren mit offenen Fenstern auf der Küstenstrasse und lassen uns den Wind um die Nase wehen.
HOPP – In Lochranza nehmen wir die Ferry zur länglichen Halbinsel Kintyre. Wie schön ist auch das! Der Osten ist gespickt mit kleinen Buchten wie aus dem Bilderbuch, glasklarem Wasser und alten Bäumen. Der Hauptort Campbeltown ist Whisky-Kennern sicher ein Begriff: Springbank/Glen Scotia/Glengyle …
Campbeltown vorgelagert liegt die Island Davaar, die man bei Ebbe zu Fuß erreichen und besteigen kann. Was wir gerne tun. Schön ist der Blick vom Lighthouse und von ganz oben auf die Bucht. Die erste Nacht in Kintyre verbringen wir gegenüber mit Blick auf den großen Felsen.

Wir kreuzen von Ost nach West, es ist nicht weit. Diverse Sandstrände reihen sich reihen sich hier im südlichen Teil, ein Surfspot. 
Auf dem Weg nach Tarbert im Norden machen wir noch einmal für eine Nacht halt. Die Hügel gegenüber im Dunst entpuppen sich als die Paps Of Jura. Als hätten wir’s gewusst, haben wir einen Jura-Reisewhisky dabei und genießen den schönen Spot, den Blick, das Lagerfeuer, die blaue Stimmung.

INSEL-HOPP 2 –  Isle of Islay. Schon ein gutes Stück weiter draußen im Westen, aber Teil der Inner Hebrides. Ein Wiedersehen. Vor ca. 25 Jahren war ich das erste Mal auf Islay, der Whisky-Insel. Wir landen in Port Ellen an und fahren gleich zum südlichsten Punkt der Insel. Die Klippen von The Òa messen über 200 Meter, wir thronen hoch über dem blauen Meer und der rauen Küste. Schafe und Ziegen ziehen auf exponierten Trampelpfaden an uns vorbei. Ich mag die flauschigen, weißen Baumwollgräser, die überall verstreut stehen. Ein Natural Arch ist links unten zu erkennen … wir könnten uns noch die Beine ein bisschen vertreten…
Nach dieser längeren Kletterpartie kehren wir in den Westen zurück und finden einen schönen Platz für die Nacht direkt am Meer. Die Buchten sind in dieser Ecke teilweise karibisch türkis, Kühe tummeln sich am Strand und waten durchs Wasser. Der Sonnenaufgang lockt mich ganz früh aus dem Bus. Es ist frisch, aber grandios.

Ist es zu fassen, die zweite Woche bricht schon an. Wir haben den Modus erreicht, wo alles Erlebte nur noch aus Momenten und nicht aus Tagen und Stunden besteht.
Ein Highlight jagt das nächste, wir haben Sonne und Farben, wandern und ein bisher problemloses Auto.
Ein Besuch bei Freunden steht an und wir ziehen weiter Richtung Nord-West mit einem Zwischenstop in der Laggan Bay bzw. dem 7-Mile Beach. Um die Bucht zu erreichen, schaukeln wir langsam 2 Meilen durch die Dünen. Wir sind mutterseelenallein an diesem riesigen Strand, gehen ein bisschen planschen bis uns eine Gewitterwolke auf die Pelle rückt.

Ein Riesen-Hallo nach langer Zeit. Wir verbringen einige schöne Stunden zusammen mit unseren Insel-Freunden, erzählen, essen und gehen raus in die Natur. Am nächsten Tag verabschieden sie uns mit ein einem guten Tipp. Im idyllischen Kitchen Garden von Bridgend können wir uns mit frischem Obst und Gemüse eindecken. (inzwischen gibt es ihn leider nicht mehr).

Port Ellen. Uli möchte mir den Corryvreckan zeigen, einen großen Meeresstrudel zwischen Islay und Jura. Die rasante Bootstour, die er schon einmal mitgemacht hat findet dieses Mal leider nicht statt. Wir nehmen stattdessen das Whisky-Boot. Auch gut 🙂 Durch grüne Gewässer und an jeder Menge Robben und ihren Babies vorbei sehen wir ein paar der Distillerien flach eingebettet in die Buchten, so wie sie vom Wasser aus erreichbar sind. Ein schöner Perspektivenwechsel. Am Ardmore Point kehren wir um, bekommen unterwegs noch einen Whisky serviert, mit der Auflage, dass wir uns erstmal ausnüchtern, bevor die Reise weitergeht.
Nach einer weiteren Nacht am Loch Indaal fahren wir entlang des Sound of Islay nach Norden. Wir haben reichlich Zeit, bevor die Fähre auf Festland zurückgeht. Zeit, um der Bunnahabhain Distillery einen Besuch abzustatten. Sie ist noch nicht modernisiert und restauriert, also ein echtes Industriedenkmal, etwas düster, fotogen und gegründet im Jahr 1881. Mit nostalgischem Blick streifen wir über das Gelände.
Ab Port Askaig bringt uns die Ferry über den Sound wieder auf das Festland (Tarbert). HOPP

Wir wachen auf in Omsary auf einer frisch gemähten Wiese. Der allererste nasse Morgen unseres Trips nach einer  sehr regnerischen Nacht. Alles ist beschlagen, dicke Tropfen hängen an unserem Gepäckträger. Ein wasserdichtes, rollendes Heim ist einfach unschlagbar.
Unsere heutige Route führt nach Oban und nach einem Einkauf gleich weiter nach Norden, unter tiefhängenden Wolken. Da ist sie, die schottische Stimmung. Wir halten und vertreten uns die Beine am Castle Stalker, einfach weil es mich interessiert. Als Monty Python-Fan kennt man diesen Kubus als Filmkulisse.

Noch interessanter wird es, als wir uns für die Mini-Fähre in Corran entscheiden. Wir folgen nicht wie alle anderen der Strasse nach Glencoe und Glennfinnan (Harry-Potter-Brücke), sondern drehen nach links ab. Eine uralte, total verwitterte, eingefasste und einspurige Strasse führt uns am Loch Linnhe entlang. Wir hoffen inständig, es kommt nichts entgegen.
Wir möchten nach Drimnin. Nc’Nean ist eine ganz neue, von Frauen gegründete und geführte Biowhisky-Distillery. Der Whisky ist noch keiner, noch nicht alt genug. Im Moment gibt es dort erst mal nur Gin. Wir bekommen eine spontane Führung, an die wir uns – 5 Jahre später – gern erinnern, wenn wir jetzt zu Hause den leckeren Nc’Nean Whisky genießen.
Wir übernachten ganz in der Nähe an einem kleinen Jetty mit Blick auf den Sound Of Mull. 

Und weiter geht es in dieser eher einsamen Ecke, durch’s Inland der Halbinsel bis zum Loch Sunnart. Die Küstenstraße entlang des Wassers ist ein Traum, windet sich unter alten Bäumen, durch die das Sonnenlicht fällt.  Auf Empfehlung machen wir einen Schlenker zum Loch Moidart und dem Castle Tioram. Was für eine tolle Szenerie! Die Burg aus dem 13. Jahrhundert thront auf einer Gezeiteninsel. Grün und felsig, Wälder, die bis ans Ufer reichen. Es könnte auch Kanada sein. Es hat wieder etwas aufgeklart. Wir drehen eine schöne Wander-Schleife über Felsen, Burg und Hügel.

INSEL-HOPP 3: Mallaig. Der Tag der großen Überfahrt zu den Outer Hebrides. Sie dauert turbulente 3 Stunden. Wir beobachten von der Reling, wie unser Bus und alle Nachbarfahrzeuge auf dem Parkdeck ordentlich hin- und her schaukeln. Der Horizont hebt und senkt sich. Ich halte die Luft an.

Rauh und nass. Irgendwie passendes Wetter bei unserer Ankunft auf South Uist. Passend für Inseln weit im Westen, wo früher wenige Menschen, den Elementen ausgesetzt, in karger Landschaft unter harten Bedingungen gelebt haben. Wir schnurren für die Nacht erst einmal zu einer langen Bucht, die Front zum stahlgrauen Wasser. Weite. Das Meer gehört uns.

Eriskay liegt nicht weit südlich von unserem Ü-Spot. Wir beschließen am nächsten Tag, die kleine Insel noch mitzunehmen. Nur Barra liegt in der Inselkette noch südlicher und bleibt für dieses Mal unerreichbar. Ich schaue freudig auf die erste türkise Bucht, die die Outer Hebrides so besonders machen.
Die nächsten Tage werden wir Richtung Norden fahren und immer wieder von West nach Ost und zurück kreuzen, denn die Küsten könnten nicht unterschiedlicher sein.

Doch zuerst …müssen wir sehr dringend tanken. In Mallaig auf dem Festland hatte die letzte Tankstelle zu. Hier nun auf der Insel ist Sonntag, die einzige Tankstelle, die wir finden, bietet aber Kartenzahlung. Alles wäre also gut, wenn unsere Karte auch funktionieren würde! Eine Joggerin sieht uns stehen, Ratlosigkeit ins Gesicht gestempelt. Sie lässt sich mal eben von uns nach Hause fahren, ihre Karte holen, tankt für 20 Pfund, lässt sich das Geld bar auszahlen und joggt da weiter, wo sie aufgehört hat. Es hätte mich nicht gewundert, hätte sie sich einfach in Luft aufgelöst … engelsgleich. Es gibt schon gute Menschen auf dieser Erde!

West – Ost – West: Immer wieder legen wir Stops ein. Vom weißen Sandstrand Croich Na Fadillin, eingefasst von wunderschönen Felsen im Nadelstreifen-Design. Dann rüber ins Insel-Labyrinth des Loch Sgiopiort. Hier kommen uns frei lebende Eriskay Ponys entgegen. Die Sonne spitzt vor und belebt die karge Landschaft mit warmen Lichtpunkten. Zu unserem Picknick an einem alten kleinen Pier gibt es lokalen Räucherfisch, ein Bierchen und die Welt ist so was von in Ordnung. Wir wandern eine Weile über die Hügel, kehren dann wieder in den Westen zurück, parken auf einer Düne und lassen den Abend und die Nacht kommen.

Wir erwachen in einer frisch gewaschenen Landschaft, genießen das Frühstück diesmal im Sonnenschein. Wir bleiben auf dieser Seite. Der blaue Himmel taucht jede Bucht in feinstes Aqua, der Sand fast schon gleissend hell. Arctic Terns – seltene Schwalben brüten zwischen Felsen, man soll sie nicht stören. Ab und zu kreisen sie über uns – schneeweiß. In der Bucht von Balnarald ducken sich die wenigen kleinen Häuser auf den Grasflächen, kleine rötliche Dächer. Das alles wirkt wie ein Gemälde.
In Clachan Sands in North Uist finden wir das Paradies – und sogar noch einen waagrechten Schlafplatz.

Licht, Schatten, Wolken, Farbe des Wassers – alles verändert sich jede paar Minuten. Dunkel zu hell, grün zu blau, grau zu weiß, abends zu morgens … eine kleine Auswahl dieses unglaublichen Stimmungsspektrums findet ihr in der Galerie.

INSEL-HOPP 4: Die 1-stündige Überfahrt von Berneray (North Uist) bringt uns nach Leverburgh auf der Isle of Harris. Nach der riesigen Bilderbuch-Bucht, die man oft im Internet abgebildet sieht – Lyskentyre Beach – wird die Szenerie wieder rauer, felsiger … und nasser. Niedrig hängende Wolken begleiten uns. Wir halten kurz an der Harris Distillery, kaufen ein und durchstreifen auf einsamen, gewundenen Wegen sattes Grün in einer Landschaft, die gefühlt genauso viel Wasser wie Land hat. 
Um nicht nur im Auto zu sitzen ziehen wir uns in Greòsabhagh einigermaßen wasserdicht an und wandern einen Rundweg Richtung Stocanais, durch eine urige, sumpfige Hügellandschaft, an kleinen Seen, Schafen und Hütten vorbei.
Mit sehr nassen Socken kommen wir danach wieder an unserem mobilen „Bothy“ an und fahren weiter Richtung Halbinsel Scalpay. Wir geniessen die Küstenstraße entlang des Loch Tarbert, gleichzeitig mit einem suchenden Auge nach einem Platz für die Nacht. Etwas schwierig hier. Über kurz oder lang entscheiden uns für einen View Point mit Bank direkt an der Straße. Ab Einbruch der Dunkelheit fährt hier fast keine Menschenseele mehr vorbei, so dass wir ungestört kochen und unsere nassen Sachen ausbreiten können. 

Wir erwachen früh, weil alles wackelt. Kühe haben uns entdeckt und schubbern im Vorbeiwandern ihre Köpfe am Bus. Mit Frühstück im Bauch fahren wir die restlichen paar Kilometer zur Isle of Scalpay und marschieren den Heritage Walk durch Torf und Heide Richtung Eilean Glas Lighthouse. Lange sind wir allein, dann gesellen sich ein paar Leutchen dazu.
Dieser Leuchtturm hier war der allererste der Hebriden. Original von Thomas Smith 1789 gebaut wurde er nach seinem Verfall und Teilabriss von Robert Stevenson (Großvater von Robert Louis Stevenson „Die Schatzinsel“) 1824 neu errichtet. Klasse, die vielen Perspektiven und die Ästhetik alter Metallkunst. Ein malerischer Beinahe-Lost Place, der nur über Spenden einigermaßen erhalten werden kann. Ich gehe mal wieder fotografieren …

Die letzten Kilometer des Heritage Walk führen an der Straße und an vereinzelten Häusern entlang. Verrückterweise entdecken wir in dieser Einsamkeit tatsächlich eine öffentliche Dusche! Ganz klar, dass wir mit dem Bus nochmal wiederkommen. Anschließend starten wir erfrischt unsere weitere Tour über Tarbert quer nord-westlich durch die Hügellandschaft bis Hushinish, einem Mini-Dörfchen ganz im Westen, mit ein paar wenigen Highland Cattles und noch weniger Einwohnern. Vorgelagert liegt die Insel Scalp. Der Abend verfärbt sich blau an unserem nächsten, ähnlich schönen Aussichts-Schlafplatz über dem Loch À Siar

Harris und Lewis sind keine getrennten Inseln, sondern gehen unspektakulär ineinander über. Die Callanish Stone Circles (Calanaìs) stehen bereits auf der Isle of Lewis und sind ausnahmsweise mal ein Punkt, wo sich einige Touristen zusammenfinden. Wir gesellen uns dazu. Um so einen Ort richtig würdigen zu können, müssten wir wohl alleine da sein. In Stille. So umstreichen wir die ehrwürdigen, mind. 5000 Jahre alten Säulen mit ein paar anderen. Trotzdem beeindruckend. Einen kurzen Moment lang verschwinden alle Personen gleichzeitig hinter den Steinen … ich drücke den Auslöser. 
Unser nächstes Ziel ist wieder der äußerste Westen: Bhaltos und Tobha Mór. Raue Felsenzungen, die sich nach Westen erstrecken. Der Wind weht kräftig. Wir klettern und laufen über Grasplateaus mit Baumwollgras. Die Bucht von Balthos ist unser Schlafplatz.

Zurück auf der B8011. Wir besuchen ein geducktes Blackhouse Village, Museums-Häuser mit vom Torffeuer geschwärzten Mauern. Rauch weht durch das Dorf, ein vertrauter Geruch. Eindrücke vom Leben von einst.
Wir queren durch Heideland und befinden uns nach einem Mittagessen in Stornoway wieder im Osten. Auch hier ragen ordentliche Klippen aus dem Wasser. In New Tolsta gibt eine Brücke, die in einem Krimi beschrieben wurde: The Bridge to Nowhere. Und es gibt sie wirklich. Das Niemandsland jenseits der Brücke entpuppt sich als toller Nacht-Spot. Hoch oben über dem Wasser parken wir Nase voraus und blicken hinunter. Indoors, denn Myriaden von Midges umschwirren uns. Ein paar schaffen es auch durch die Lüftungsschächte des Busses. Das ist … okay. Es ist trotzdem ein Genuss.

Der nächste Tag. Ohne Trompeten und Fanfaren, aber glücklich erreichen wir den Butt of Lewis, den nördlichsten Punkt der Outer Hebrides. Der Leuchtturm wacht hier über der von den Elementen gebeutelten Küste. An liebliche Schafweiden grenzen steile Abbrüche. Sie sehen aus, als wäre sie recht frisch.
Hier sitzen wir also mit unserer Thermoskanne und einem Snack und blicken aufs Meer und drei Schafe, die auf einem ausgesetzten Felsen vor uns wiederkäuen. Wir haben unser Zwischenziel erreicht. Ich lasse die letzten Tage ein bisschen Revue passieren. Sechs von sechs Sternen.

Die Nacht verbringen wir windgeschaukelt auf einer Wiese nahe Stornoway. Die Fähre aufs Festland fährt zeitig los.

HOPP: Ullapool.
Nach so viel Einsamkeit müssen wir uns wieder an Zivilisation und regeren Autoverkehr gewöhnen. Wie unglaublich weit weg fühlen sich die Inseln gleich wieder an.
Nun kommt der dritte Abschnitt unseres Trips. Wir sind gespannt und queren die Highlands durch Heide und Wälder, machen Halt in Cromarty, einem idyllischen Städtchen, überqueren den Moran Firth, kaufen kurz in Inverness ein und wenden uns Richtung Osten. Culloden Moor liegt auf der Strecke. Ich streife über das geschichtsträchtige Gelände, auf dem die tragische Schlacht zwischen England und den schottischen Clans stattfand. 

Speyside. Ein weiteres Whisky-Paradies. Wenn man wollen würde, könnte man hier von einer Distillery zur nächsten wandern. Eine liebliche Gegend. Wir schnurren immer weiter nach Osten, finden nach längerer Suche in der Findhorn Bay am Rand eines Vogelschutzgebietes einen Schlafplatz. Es ist nicht ganz so einfach, sich hier irgendwo hinzustellen. Privatbesitztümer reihen sich an der Küste aneinander.

Die Nordküste der Speyside gefällt uns! Kleine Fischerdörfer und flache Bilderbuch-Buchten. Das Wetter spielt mit. Es ist 10 Grad wärmer als auf den Outer Hebrides, T-Shirt-Sommer! Bei Cullen laufen wir über den Strand und weiter auf den Klippen zum Bow Fiddle Rock, einem kuriosen Stück Natur-Felsen, umlärmt von hunderten von Möwen, die dort nisten.
In Sandend führt ein Track hinter die Glengassagh Distillery. Perfekt! Wir finden uns direkt über der Bucht wieder, oberhalb einer kleinen Ruine. Ü-Spot mit Aussicht. Nach einem Regenschauer taucht uns die Abendsonne in goldenes Licht.

Nächster Morgen. Auf der Suche nach einem Frühstück parken wir in der filmreifen Kulisse von Portsoy. Uli kommt ins Gespräch mit einem Einheimischen. Tatsächlich wurde hier einst „The Whisky-Galore“ gedreht! Und scheinbar unverändert liegt der kleine Hafen da, umringt von alten Häusern und Lagern. Ich gehe fotografieren …

Und wie schnell ändert sich das Landschaftsbild wieder! Wir folgen der Route am River Dee entlang hinein ins Inland, in die Cairngorms, durch weite, blühende Heideflächen, Kiefernwälder und Hügel.
Am späteren Vormittag passieren wir den Wanderer-Ort Braemar und parken am Linn of Quoich, um ein bisschen zu laufen.
Der Track führt durch idyllischen Wald, der River Quoich immer nahebei, glasklar und eiskalt. Wir strecken die Füße ins Wasser.

Später öffnet sich die Vegetation, die Munros kommen in Sicht, baumlos, erhaben, verheißungsvoll. Wir schauen auf die Uhr, auf den Plan … und beschließen, es zu wagen. Gut 2 Stunden später: der Blick von Beinn à Bhuird mit seinen 1179 m ist sensationell, grell-grüne und steinige Flanken, steile Felsenhänge auf der Nordseite, ein kleiner blauer See, die weiten Hügelketten der Cairngorms. Es hat sich richtig gelohnt! 
Unser Aufenthalt auf dem Gipfel-Plateau ist leider recht kurz. Zwei Bananen und zwei Riegel im Windschatten eines Felsen, dann treibt uns die Zeit und die Kälte wieder nach unten.

Ein bisschen ausgelaugt, aber sehr zufrieden schlüpfen wir ins Bett, sieben Stunden Fußmarsch in den Knochen.

In den kargen Cairngorms und den lieblichen Flusstälern könnten wir sicher noch einige Tage verbringen. 
Aber wir ziehen weiter, um unterhalb von Aberdeen wieder auf die Küste zu stoßen.
Dunnottar Castle (Stonehaven) thront erhaben auf einer Felsenzunge, tiefblau die Bucht. Wir betrachten das imposante Bauwerk aus der Distanz, klettern in die Buchten, beobachten Feuerquallen und liegen auf den Klippen faul im langen Gras.
Ganz langsam nähern sich die letzten Stunden auf der Insel. Der Süden Schottlands rückt näher. Eine Nacht haben wir noch. Wir beenden den Tag in Elie/Elsferry, einem Badeort am Firth of Forth und klettern ein wenig in der Bucht um den Lady’s Tower und Leuchtturm herum. Unser Campground ist recht klein und urig und liegt etwas in den Hügeln. Er ist wie für uns geschaffen. Wir haben noch einmal eine schöne Aussicht.

Nächster Tag, letzte Etappe, Ziel Newcastle. Unsere Schleife schließt sich.
Und dann kommt, womit wir nicht mehr gerechnet hatten: vor Edinburgh fängt unser guter Bulli an zu ruckeln. Das altbekannte Problem ist wieder da, der Bus verschluckt sich immer wieder. Wir fahren langsam und niedertourig, halten oft, starten wieder und stottern so die letzten Meilen bis Newcastle ab. Wir befürchten, die Fähre läuft ohne uns aus, doch wir schaffen es rechtzeitig. Als allerletztes Auto rollen wir die Rampe hoch, die Klappe schließt sich direkt hinter uns. Wir wischen uns innerlich den Schweiß von der Stirn.

HOPP 6: Festland Amsterdam – das ist gut. Wir stehen allerdings noch vor der großen Frage, wie wir die letzte Strecke nach Hause meistern wollen.
Wir meistern nicht. Auf der Autobahn knapp hinter der Stadt lassen wir’s gut sein. Ein netter Beamter sperrt eine Spur für uns und wir ordern einen Abschlepper. So geht die Tour doch noch ohne unser Gefährt zu Ende – schade. Er hätte es verdient.

Danke für 3.500 km unbeschwertes Abenteuer. Fanfare!! Es hätte nicht besser sein können!

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