La Belledonne

September 2024 – französische Alpen

Etwas Besonderes ist es immer, wenn wir es als Familie, oder mindestens als Teil der Familie schaffen, in die Berge zu gehen.
Dieses Jahr möchten wir zu Viert losziehen: mein Sohn, meine Tochter und ihr Freund, Dackel Theo und ich. Vorgenommen haben wir uns eine 3-Tages-Tour mit Zelt und den Termin frühzeitig festgesetzt. Ob das Wetter in genau diesen Tagen mitspielt, ist natürlich immer Risiko.
Als die Fahrt näherrückt ist abzusehen, dass wir unsere geplante Tour in den Schweizer Alpen vergessen können. Es wird kalt und für den Wildstrubel bzw. die Wildstrubelhütte im Berner Oberland ist Schnee angesagt. Ebenso in fast allen höheren Alpenregionen. Lediglich der Westen könnte etwas trockener sein.
Wir disponieren also um, suchen uns in Frankreich ein Berggebiet, in den auch Hunde mitgenommen werden können. Gar nicht so einfach. 
Ich finde eine Tour in der Belledonne (Isère) oberhalb von Grenoble. Mit unseren zwei Bullis machen wir uns auf den Weg.

Das Wetter bei unserer Ankunft im Hochtal Le Haut-Bréda am frühen Abend ist etwas düster und es ist zu spät, um noch aufzusteigen. Was gibt es da besseres als ein vorzügliches Diner in der urig-schicken L’Aubergerie. Wir kriechen warm und gesättigt in unsere Schlafsäcke.

Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, wir wollen hoch zur Réfuge de 7 Laux („Herberge der Sieben Seen“) auf ca. 2100 m. Der untere Berghang liegt kurz in der Sonne. Wir werden ja sehen, wie es sich so entwickelt. Wir nehmen alles mit für eine Zeltübernachtung.

Nach ca. einer Stunde Aufstieg tauchen wir in die Wolken ein. Es fängt ein wenig an zu schneien und ich mache mir die ersten wettertechnischen Gedanken. Wir alle blicken auch auf Theo, der unermüdlich mitläuft, eingepackt in seine Jacke und durch seinen Rucksack vor Nässe ganz gut geschützt.

Dann kommt weiter oben ein eisiger Wind dazu. An Vegetation und Felsen bilden sich mit der Zeit lange Schneekristalle. Wie toll sieht das aus! Der Pfad ist zum Glück gut zu gehen, mehr Schnee sollte es allerdings nicht werden. 
Wir haben die Hoffnung, dass wir über die Wolken kommen. Doch den Gefallen tut uns die Wetterlage leider nicht.

Gegen Mittag kommt die Réfuge in Sicht, die Umrisse der Seen Lac Carré und Lac Cottepens sind nur zu erahnen. Bei gefühlten minus 5 Grad sind wir wirklich froh, uns und Theo aufwärmen zu können. Wir trinken Tee, essen Heidelbeertarte, dösen und spielen Schach, beratschlagen, wie wir den Tag weiter gestalten. Zelten ist hier oben definitiv keine Option, besonders nicht für den Hund. Herbergsbetten könnten wir bekommen, allerdings müsste Theo im Eingangsbereich bleiben.
Immer wieder werfen wir Blicke nach draußen. So eine Märchenlandschaft! Gelegentlich spitzt jetzt die Sonne vor, wir erhaschen kurze Blicke auf die Berghänge um uns herum. Nebelschwaden fetzen über die Seeoberfläche.

Wir treffen nach 2 Stunden Aufwärmen die einzig richtige Entscheidung: wieder ab nach unten! Keine Ahnung, wie viel Schnee noch dazukommt, für Theo ist es grenzwertig kalt und im Tal warten gemütliche Bulli-Betten. Konzentriert steigen wir ab, lassen immer wieder die Blicke schweifen. Ein Adler zieht über uns seine Kreise.

Die Wolken um uns sind eine wilde, wabernde Masse, lassen immer mal die Gipfel durchblitzen, die Bäume sind weiße Skulpturen. Dann kommt die wärmende Sonne durch. Eine Wahnsinns-Stimmung!

Gegen Abend sind wir unten. Gut 1100 Höhenmeter hoch und wieder runter, mit Gepäck und Hund, den wir hin und wieder lupfen mussten … wir alle sind froh, bei den Bussen anzukommen.
Diese Anstrengung verdient natürlich ein weiteres köstliches Abendessen, dieses Mal  in der urigen Auberge Nemoz.

Nächster Tag: Heimreise. Aus der geplanten Drei-Tages-Tour ist also ein eintägiges Winter-Abenteuer geworden, in Kombination mit französischen Bergdorf-Flair und gutem Essen war die Sache richtig rund und hat Spaß gemacht! 
Wir haben das Beste daraus gemacht.

Am Lac du Bourget treffen wir uns noch einmal zu einem späten Frühstück, bevor jeder Bus seiner Wege fährt. 

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