Januar 2020

Tassie – Tasmania. 240 km südlich des australischen Festlands (Victoria), 2500 km nördlich der Antarktis. Die Insel hat den Ruf, Klein-Neuseeland zu sein. Klimatisch eher mitteleuropäisch, mit großer landschaftlicher Vielfalt auf kleinem Raum und interessanten, endemischen Tier- und Pflanzenspezies. Und falls sich jemand die Frage stellt: Auch hier gibt’s sehr giftige Tiere.
Tasmania ist erreichbar per Flug nach Hobart oder per Fähre in ca. 10 Stunden von Melbourne aus nach Devonport.

Gerade mal 5 Autominuten von unserem Zuhause in Melbourne liegt der Pier. Mit Abstand die kürzeste Anreise, die wir je hatten … Am 24. Januar 2020 bringt die „Spirit of Tasmania“, die uns in Port Melbourne fast drei Jahre immerzu vor der Nase liegt, unseren vollgepackten Pathfinder mit Dachzelt über die Bass Strait.

Zwei Wochen unterwegs. Eine kurze Routenbeschreibung habe ich integriert.

Highlights und/oder Schlafplätze habe ich in der Map wieder mit einem Stern versehen. Sie werden in den Bildbeschreibungen auftauchen.

Wir beginnen mit den Stränden im Nordosten (Mount William National Park), etwas oberhalb der beliebten und belebten Bay of Fires. Die Küste hier erinnert uns sehr an Victorias Südzipfel Wilsons Promontory. Granit-Boulders mit orangen Flechten, helle Sandstrände, türkises Wasser… . Für uns Beweis genug, dass Tasmania und Victoria einmal eine zusammenhängende Landmasse waren. Wir folgen der Ostküste nach unten, campen steil und in Schräglage über der Bluestone Bay im Freycinet National Park und blicken von oben auf die schöne Küstenlinie und junge Leute, die an der Klippe wagemutig über ein Seil tanzen. Von einem Lookout schauen wir auf die berühmte Wineglass Bay. Ein weiterer Übernachtungsspot ist die Lime Bay im Tasman National Park. Grandios die ausgesetzten Capes, die man abwandern kann. Unsere Wahl ist das Cape Raoul, ein Cliff aus 300 m hohen Dolerite-Säulen.

Nordwestlich des Tasman National Park liegt Hobart, das wir auf dem Weg ganz in den Süden erst einmal nur durchkreuzen. Mit Glück erwischen wir die letzte Fähre des Tages nach Bruny Island. Zwei Nächte möchten wir hier bleiben.
Einer der beiden Ü-Spots ist der Jetty Beach Campground  im äußersten Süd-Westen. Von dort aus laufen wir den Labillardiere Peninsula Circuit gegen den Uhrzeigersinn, fühlen uns wie im Paradies am einsamen, weißen Butlers Beach. Am Cape Bruny erleben wir  – ganz episch – Sunset und Moonrise an einem Abend.
Das Cape Flute, Sturm umtost, lässt uns von oben runterblicken auf die üppig grüne Adventure Bay, dem Landepunkt von Captain Cook. Auch jetzt würde sich ein alter Segler in der Bucht sehr gut machen.
Und schon geht es wieder auf den Rückweg nach North Bruny zur Fähre. Die Bruny Island Cheese Company liegt auf dem Weg. Wir probieren noch ein bisschen lokalen Käse und eine Flasche Bruny Island Beer und setzen über.

Zwei Tage Stadtleben: Hobart. Mit der Sicht vom Gipfel des Hausbergs Kunanyi/Mt Wellington auf die Stadt am River Derwent haben wir Glück. Der Nebel lässt zeitweise das phänomenale Stadt-Land-Fluss-Panorama zu. Aber es ist echt frisch da oben!
Wir reihen uns in die Besucher des Underground-Museums MONA ein (Museum of Old and New Art), flanieren mit Freunden aus Melbourne über den bunten Salamanca Market und probieren tasmanischen Whisky.

Das Bonorong Wildlife Sanctuary liegt nah der Stadt und nimmt verletzte Wildtiere auf. Wir machen uns ein Bild vom Tasmanian Devil und anderen scheuen nachtaktiven Beutlern, die man so selten zu Gesicht bekommt. Der Devil hat es schwer. Er ist z.B. kein besonders guter Jäger und es gibt nicht mehr sehr viele. Daher gibt es gute Projekte, die sich um ihn kümmern.

Es geht wieder raus aus der Stadt und in die Natur. Unser Weg führt uns nach Norden, dann 90 Grad nach West in die Wildnis, auf der B61 durch das Huon Serpentine Impoundment bis zu ihrem Endpunkt, markiert durch den Gordon Dam. Hundertdreißig beeindruckende Meter ist er hoch, fertiggestellt 1978.
Leider hat der Bau des Damms damals auch das benachbarte Huon Serpentine Impoundement/Lake Pedder durch Mit-Flutung in Mitleidenschaft gezogen, wie uns ein Einheimischer berichtet.
Wir campen dort am Ufer, das Abendlicht ist ein Traum.

Die gleiche Panorama-Strecke geht es wieder zurück, führt dann an der tasmanischen Wildnis entlang Richtung Norden bis zur nächsten „großen Kreuzung“, die nach Westen führt (Richtung Queenstown). Der Lake St. Clair (NP) liegt auf dem Weg, ein Trekking-Eldorado. Wir nehmen uns einen Rundweg entlang des Mt Hugel vor. Uns fasziniert und freut, wie der Track immer wieder eine andere Vegetationszone durchkreuzt. Palmen, Moosteppiche, Farnwald, uralte, dicke, knorpelige Baumriesen, von Flechten überwuchert, Hochmoorwiese und Seenlandschaft wechseln sich ab.

Am Spätnachmittag erreichen wir die Küste. Unterhalb von Strahan campen wir an den Macquarie Heads/Ocean Beach. Der weitläufige Strandabschnitt ist herrlich, aber unglückseligerweise bekannt durch die Strandung von Hunderten von Walen in 2020 (kurze Zeit vor unserer Ankunft) und 2022. 

Queenstown. Auf dem Programm: Rafting auf dem King River, vorbei an den seltenen Huon Pine Trees (Die Gegend um Strahan und dem King und Gordon River hat World Heritage Status auf Grund seiner fantastischen, urzeitlichen Vegetation). Nach 2-3 spaßigen Stunden auf dem (Wild-)Wasser dampfen wir ganz historisch mit der Steam-Railway zurück nach Queenstown, die Boote hinten aufgeladen.

Die Berge Tassies locken uns anschließend ein Stück ins Landesinnere: Cradle Mountain (1545 m) und die Walls Of Jerusalem sind die höchsten Erhebungen Tasmanias. Sie sind Teil des UNESCO Welterbes Tasmanische Wildnis und bilden eine wunderbare Kulisse mit den vielen glasklaren Seen, die sich in die Vertiefungen und Täler schmiegen. Entsprechend ist die Gegend recht beliebt. Für den Gipfel des Cradle Mountain reicht uns leider die Zeit nicht, aber wir drehen eine längere Runde mit tollen Ausblicken über Marion’s Lookout/Face Track/Twisted Lakes Track.

Am nächsten Morgen starten wir wieder zurück ans westliche Meer. Es sind die Western Wilds, die sich bis an die Küste erstrecken. Gravel und Teer wechseln sich ab, über Anhöhen und durch das engkurvige Flusstal des Savage River, in dem der Nebel liegt. Wir erreichen unter einer dicken Staubschicht die Küste, es stürmt, die Stimmung ist gigantisch. The Egde Of The World – ein einsamer, wilder Küstenabschnitt am Arthur River macht seinem Namen alle Ehre. Baumstämme liegen sehr fotogen wie Mikado-Stäbchen übereinander und ragen in den Himmel. Ein Lieblingsort.

Irgendwann müssen wir uns trennen, wir wollen noch ganz in den Norden hoch. The Nut, ein vulkanischer Pfropfen erhebt sich über dem kleinen Ort Stanley. Der Ort hat Charme, selbst bei Regen. Wir übernachten hier und lassen’s uns gutgehen, warm und gemütlich im Angel’s Share Pub. Nette Gesellschaft inklusive.
Der Weg zurück nach Devonport. Es schließt sich der Kreis. Ein Highlight liegt noch auf der Strecke, unser Lunch-Stop am Rocky Cape. Die Felsen um uns herum sind von der Natur kunstvoll und bunt strukturiert und dermaßen vielfältig, dass wir hier noch eine ganze Weile mit Fotografieren verbringen. Jeder Quadratmeter ist ein Gemälde für sich.

Abendessen in Devonport. So gern würden wir nochmal kommen, die erste Runde hat Lust gemacht auf all die anderen versteckten Ecken. Tassie im Winter? Aurora Australis? 

Danke für euer Interesse 🙂

„Arms cannot span
this mountain distance
– it is thornbush.
And grey, and vast.
But stones cast do rattle and clap far into the deep earth:
One for you, one for you.
All of this for you
– flung from the bottom to the top
through the sun.“

gefunden am Kunanyi/Mount Wellington

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