13/ Cahills Crossing

27/ JULI: Nun wollen wir es wirklich wissen. Wir fahren nicht wieder in den Süden, ohne nicht ein frei lebendes Krokodil gesehen zu haben. 
Wir versorgen uns in einem Vorort von Darwin mit reichlich Proviant und machen uns auf den Weg nach Osten, wieder in den Kakadu National Park. Der Arnhem Highway beginnt bei Humpty Doo und ist die zweite, die nördliche Verbindung nach Jabiru.
Unsere Blicke schweifen wieder über weite grüne Ebenen, Wetlands, über den breiten South Alligator River, der weit ins Landesinnere reicht. Er ist einer der großen „Tidal Rivers“, deren Pegel mit Flut und Ebbe steigt und sinkt. Feinstes Krokodil-Habitat. Schilder mit Croc-Tours-Angeboten nehmen zu. Von Jabiru aus führt der Highway als schmale Straße weiter Richtung Ubirr und Cahills Crossing. Genau da wollen wir hin: Zum East Alligator River, der Grenze zu Arnhem Land. Einen einzigen Campground (Merl Campground) gibt es, wir hoffen, dort unterzukommen.
Kurz nach Mittag sind wir da, es sieht sehr gut aus! Wir besetzen eine der „Dschungel-Nischen“. Bezahlt wird am Abend, wenn der Ranger vorbeikommt.

Von hier aus machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Etliche Pfade sind angelegt, um die Umgebung kennenzulernen. 

An der Cahills Crossing erwartet uns ein echtes Spektakel. Das erste, was wir sehen, sind Menschen, die gebannt auf’s Wasser schauen. Das zweite Krokodile, die im Wasser treiben bzw. die überflutete Furt blockieren. So viele (10?,12?)  und so nah! Wir sind fasziniert, vermuten, dass die Tiere nicht Menschen belauern, sondern Fische abfangen, die mit der Strömung herein gespült werden. Aber wer weiß? Ein Schild beschreibt, dass es 2018 eine Attacke gab. Mit unschönem Ausgang.
Mehrere Fahrzeuge möchten den Fluss queren. Die Tiefe des Wassers ist für die Autos grenzwertig, und die Fahrer müssen warten, bis sich auch das letzte Krokodil ein Stück entfernt hat. 
Ein vollbesetzter SUV ohne Schnorchel macht sich als einer der ersten an die Durchfahrt, und jeder hält den Atem an, ob das wohl gut geht.

Der „Bardedjilidji Walk“ beginnt hier an der Flußdurchfahrt. Wir haben vor, ein paar Kilometer am Wasser (nicht direkt am Ufer!) entlangzugehen und eventuell auf dem „Sandstone River Walk“ in einer großen Schleife zur Camping Site zurückzugehen. Das sind insgesamt etwa 15 Kilometer. Machbar, bis es dunkel wird.
Der Pfad beginnt mit einem doppelten Warnschild: Wachsam sein, es gibt (natürlich) Krokodile, und sie sind unweit der Pfade gesehen worden. Außerdem streifen Wasserbüffel durch die Gegend und sie sind ebenfalls gefährlich. Fein. Wir beginnen unsere Entdeckungstour mit etwas zögerlichen Schritten. Andererseits wäre der Weg ja sicher gesperrt worden, wenn es richtig gefährlich wäre.
Der Fluss ist immer an unserer Seite, jedoch ein paar Meter tiefer, so dass wir unbesorgt dahin marschieren. Streckenweise tauchen wir in dichten Dschungel, dann wieder wandern wir auf Dünen und haben Sicht auf unberührte Sandbänke, auf das ein oder andere Krokodil, das von weitem jedes Mal wie ein Stock aussieht, der gegen die Strömung schwimmt. Ein Seeadler sitzt hoch im Baum über seinem Horst. Ich komme mir vor wie in einer Natur-Doku.

Ab und zu queren wir einen fast ausgetrockneten Nebenarm, machen zur Vorsicht einen Bogen um ein paar Tümpel.
Es gibt an die 100.000 „Salties“ im Kakadu Nationalpark. So viele, dass sie auf ihrer Reviersuche den Menschen –  zwangsläufig – sehr nahe kommen. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass sie einmal auf der Roten Liste standen.
Ein Teil unseres Weges ist mit frischen Hinterlassenschaften von Wasserbüffeln gespickt. Das macht mich etwas unruhig. Wir hören sie brüllen, doch sonst keine Spur von ihnen.

Der Sandstone River Walk führt nach einer Weile vom Hauptarm des East Alligator River weg, hinein in ein Sandstein-Labyrinth. Hohes gelbes Gras wächst zwischen den Felsen, manche Flächen sind abgebrannt (worden). Wieder ein gutes Stück weiter laufen wir durch zarten Wald bis zum Ufer einer märchenhaften Wasserlandschaft voller blühender Wasserpflanzen. Eine große Schar weißer Reiher hebt ab, ein Jabiru (Black-necked Stork) stolziert durch’s Wasser …

Diesem lieblichen Flach-Wasser entsteigt plötzlich … kein Krokodil, sondern eine ganze Wildschwein-Familie. Auch davor habe ich etwas Respekt. Wir warten, bis sie im Wald verschwunden ist. Und wäre es nicht genug Wildlife für einen halben Tag, kreuzt kurz vor Ende unserer großen Runde eine weitere Wildschwein-Großfamilie unseren Weg, diesmal direkt vor uns. Die Flucht verläuft chaotisch. Die Tiere orientieren sich erst zur falschen Seite, zerstreuen sich, flitzen in unserer unmittelbaren Nähe hin und her. Wir greifen nach irgendwelchen (verkohlten) Stöcken und Uli macht ein bisschen Lärm. Ein Schuss Adrenalin zum Abend. Und schwarz-verrußte Beine und Hände.

Ein spannender, einzigartiger Tag geht zu Ende. Wir ziehen uns heute ziemlich schnell ins Zelt zurück. Moskito-Alarm.

Etappen

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