19/ Coober Pedy

3/ AUGUST: Erfüllt von den intensiven Eindrücken vom Vortag können wir heute gut ein paar Kilometer im Auto sitzen. Die Strecke: auf dem Lasseter Highway nach Osten bis Ghan, danach 90 Grad rechts Richtung Süd auf den guten alten Stuart Highway und über die Grenze nach South Australia. Mit Permit, aber ohne Kontrolle.
Ein gutes Stück weiter, hinter Marla, beginnt Neuland für uns. Vor zweieinhalb Wochen sind wir hier aus der einsamen, staubigen Wüste auf den ersehnten Teer eingebogen (ihr wisst schon … die Reifenpanne).
Bei Kilometer 700+ tauchen wie aus dem Nichts helle, fast weiße, künstliche Hügel auf. Neben roter Erde, vor blauem Himmel ein sehr fotogener, farblicher Kontrast. Es werden mehr und mehr, irgendwann unendlich viele, soweit unser Augen reicht. Dazwischen stehen vereinzelt eigentümliche Laster mit einem Ausleger, an dem eine Tonne befestigt ist. Ab sofort bin ich hin- und hergerissen zwischen starker Abneigung, die wilde Landschaft so dermaßen umgewühlt zu sehen, und Neugier auf das industrielle Flair des Orts, der vor uns liegt.
Wir nähern uns der Minenstadt Coober Pedy, der „Opal Capital of the World“. 

Mein erster Eindruck: Die Stadt ist rosa. Überall sind rosa Hügel, aus der Erde ragen Schornsteine in allen Größen und Längen. Seit der Minengründung 1915 haben sich zwischen all dem Abraum die arbeitenden Leute ein Zuhause geschaffen. Unterirdisch, im Hang, obenauf. 
Wir fahren langsam die Hauptstraße entlang, es gibt sehr, sehr viel zu sehen.
Priorität hat aber erst einmal unsere Übernachtung. „Oasis“, ein winzig kleiner Campground, um drei Ecken hinter einem hohen Zaun, hat noch Platz für uns. Zügig klappen wir unser Zelt auf und ziehen zu Fuß und mit Kameras los, um im Abendlicht noch ein paar Bilder zu machen.

Farben überall. Oranges Abendlicht, grüne Schuppen, rote Autos, türkise Busse, bunte Tonnen. Schrott überall, Wellblech, Kabellagen, Strommasten, Streben, ein Autokino mit riesiger Leinwand. In manchen Ecken Kuriositäten und Schrottkunst, jede Menge geschlossene Opal-Shops oder Underground-Attraktionen. An einem Aussichtspunkt steht ein historischer „Blower“, die Minenlaster mit dem Tonnen-ähnlichen Staubsauger. Alles sehr exotisch, wild-chaotisch.
Coober Pedy ist angeblich DIE Outback City schlechthin – für Touristen. Jemand erzählt uns, dass besonders Deutsche gern herkommen. Derzeit ist natürlich nicht viel los, alles wirkt etwas verloren … „lost“. 

4/ AUGUST: Wir sind auf der Suche nach einem Frühstück. „Waffels and Gems“ klingt gut. Wir parken direkt davor, sind nicht sicher, ob geöffnet ist. Ein ziemlich alter, beinahe blind wirkender Mann sitzt an der Eingangstür, einen fleckigen Kaffeebecher in der Hand.
Unsere Anfrage, ob wir hier Frühstück bekommen, wird mit einem „dann muss ich ja aufstehen“ beantwortet. Wir lachen überrascht, der Mann hat Humor. Er ist der Besitzer, ein Schotte, der als junger Ingenieur nach Australien, später hier nach Coober Pedy kam. Seine Frau, ein Deutsche kam nach. Und sie sind geblieben. Plauderstunde. Der Mann ist interessiert, wir auch. Wir erzählen über Schottland, hören über Opale, komische Touristen, über Politik und über eine Gruppe von deutschen Studenten, die mit einem Solar-betriebenen Auto-Prototypen technische Probleme hatten und denen er zu Hilfe eilen konnte. Ein großes deutsches Dankeschön-Schild hängt an der Wand. 
Da seine Frau noch im Bett liegt, macht er für uns eigenhändig frische Waffeln mit Eis und Früchten. 
Gut gesättigt und herzlich verabschieden wir uns, mit einem Gruß an seine Frau. Eine nette Begegnung. Ein interessantes Stück Australien.

Etappen

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