15/ Palm Valley

29/ JULI: Verwundert stehen wir früh morgens vor einer verschlossener Schranke. Unser geplantes Luxus-Bad fällt aus. So schnell kann es gehen. Innerhalb der letzten 5 Tage hat ein Krokodil das Revier um die Bitter Springs übernommen und schwimmen ist nun zu gefährlich. 
Well … dann beginnen wir unseren sehr langen Tagesritt etwas früher.
Der Stuart Highway. Der schottische Entdecker John MacDouall Stuart und sein Expeditionsteam waren die ersten Weißen, die den Kontinent von Süd nach Nord und zurück durchquert haben (1861/62). Daher der Name dieser Hauptverbindung. Der Highway ist insgesamt 2.834 km lang, wir schaffen heute ganze 929 km davon. Mit Tempomat 110 km/h, versunken in die Weite.
Die freie „Prouse Gap Rest Area“, nicht mehr allzu weit von Alice Springs, wird zu unserem Etappenziel. Uli rangiert den Pathy in eine kleine Bucht, wir betreten wieder rote Erde. 

30/ JULI: Ein Einkaufs- und Tank-Stopp in Alice und weiter geht es auf dem Larapinta Drive nach Westen. Wir queren die West MacDonnall Ranges, Neuland beginnt.
Hermannsburg (Namatjira) liegt hier einsam an der Südflanke. Der Name klingt deutsch. Zwei evangelisch-lutherische Pastoren gründeten hier 1877 eine Mission. Wir streifen durch das historische Settlement mit Wohngebäuden, Schule, Kirche, Kapelle und Handwerksgebäuden für Gerberei und Lederverarbeitung. Das Missions-Dorf wurde etwa 100 (wechselhafte) Jahre geführt, dann wurde es wieder an Arrernte People zurückgegeben. 

Etwas südlich von Hermannsburg beginnt der Finke River National Park. Das „Welcome“-Schild beschreibt eine lange, anspruchsvolle Offroad-Strecke im und am Flussbett des Finke River entlang Richtung Süd-Ost. Klingt sehr (!) verlockend, aber unser heutiges Ziel steht fest: Das Palm Valley, Heimat einer seltenen Palmenart, der Red Cabbage Palm. 
Es sind gut 20 Kilometer Piste, vorbei an einem einsamen Rollstuhl im Flussbett, später durch malerische, rotfelsige Landschaft. An einem Creek liegt der sehr kleine Palm Valley Campground, der zum Glück noch einen Platz für uns hat. Für 20 $ bietet er, mitten in der wilden Landschaft, erstaunlichen Komfort: heiße Duschen! Und jede Menge Informationen zu Flora und Fauna. Ein ehrenamtlicher „Platzwart“ wohnt vorort in seinem Trailer und kümmert sich wunderbar um alles. Auch um Schlangen in Toiletten (wir haben Glück … keine Sichtung in den letzten 2 Wochen! Aber das heißt ja nichts).
Es ist Mittag. Ein kleines Picknick zur Stärkung und wir marschieren los Richtung Valley. Der erste Teil ist eine schöne Offroad-Strecke, das ein und andere Auto klettert an uns vorbei.
Wir suchen uns unsere Wege selbst, über glatte Felsplatten, entlang eisenroter Wände, vorbei an Wasserlöchern, Schilf und hohen Palmen, denen der kräftige Wind in die Wedel fährt. Es ist paradiesisch, urzeitlich. Man könnte die Zeit hier völlig vergessen.

Wo das weite Tal sich immer mehr verjüngt, leitet uns der kurze „Arankaia Track“ die Felsen nach oben. Die Nachmittagssonne wirft schon lange Schatten, die Palmenspitzen werden gerade noch so beleuchtet, die Wände glühen. Wir verlassen das Tal erst mit dem letzten Sonnenstrahl, marschieren in rosafarbener Dämmerung zurück zum Campground.

Abendessen-Atmosphäre, friedliches Geschirr-Geklapper. Wir kochen unsere Gnocchi, zwei junge Italiener gegenüber braten etwas über ihrem Lagerfeuer. Ein Schatten huscht hinter unserem Rücken vorbei. Ein Dingo. Da ist er also tatsächlich! Der Platzwart hatte darauf hingewiesen, dass ab und zu ein junges, unerfahrenes Tier vorbeikommt, und wir auf uns und unsere Sachen aufpassen sollen. Die Italiener sind eine Weile mit ihm beschäftigt, versuchen, ihn sanft zu vertreiben. Sie wollen ihr Fleisch alleine essen.
Wir sehen die beiden leuchtenden Augen noch ein paar mal im Strahl unserer Lampen, bevor wir ins Zelt klettern und unsere Schuhe mit nach oben nehmen. Dingos lieben Schuhe.

31/ JULI: Wir, besser Uli und der Pathfinder, „erobern“ morgens noch einmal die schöne Strecke von gestern ins Tal, über Felskanten, durch Löcher und Rinnen, bis zu ihrem Ende.
Mit einem „Müsli mit Aussicht“ nehmen wir Abschied vom Palm Valley.

Etappen

Cookie Consent mit Real Cookie Banner