19/ JULI: Laut unserer Maps beherbergen die 500 km langen MacDonnall Ranges einen ziemlichen Schatz an Gorges und Gaps. Unser dritter Tag um Alice gehört dem Trephina Gorge Nature Park. Die Schlucht liegt ungefähr 80 Kilometer entfernt in den East Mac’s, also den weniger besuchten östlichen Ranges. Die Fahrt dorthin führt immer an der Flanke entlang, weiter hinten dann kurvig durch eine Gegend, die als Kulisse im Film „Avatar“ funktioniert hätte. Hügel dicht an dicht, harte Schatten, große Einzelfelsen. Eine Märchenlandschaft.
Die letzten Kilometer sind Piste und leiten uns zu einem freien Campground direkt am Eingang der Gorge. Hier treffen wir auf ein paar wenige Leute, die versetzt zu uns die sandige, rotfelsige (roter eisenhaltiger Quarzit) Schlucht entlang wandern. Die winterliche Sonne steht flach, dadurch gibt es extrem scharfe Kontraste zwischen Licht und Schatten. Ein tolle Atmosphäre.
Wieder am Auto packen wir unser Lunch-Paket, füllen jede Menge Wasser ab, schultern die Rucksäcke und nehmen den „Ridgetop Walk“ in Angriff. „Be prepared“ heißt es nach den ersten Metern Anstieg. We are …
4-5 h einfach dauert es bis zum „Turner’s Lookout“. Ein Lookout ist immer super, aber der Tag ist kurz und wir möchten wegen der Wildtiere ungern in der Dunkelheit nach Hause fahren.
Die Blicke sind während des gesamten Aufstiegs immer frei auf das tolle Panorama des Südens und die Südflanke, es wäre also nicht schlimm, wenn wir abbrechen müssten.
Vom Lookout dann in alle Himmelsrichtungen schauen zu können, ist doch noch einmal eine deutliche Steigerung. Wir picknicken auf lachsfarbenen Steinblöcken an der Abbruchkante und lassen die Beine quasi über dem Abgrund baumeln. Wie schön ist es jetzt, die ganze Kette der Ranges vor sich zu sehen, die großen Bäume winzig klein, dazwischen einsame Tracks oder ehemalige Wasserläufe.
Nach einem kurzen Stück Abstieg weist ein Schild zu einem weiteren Lookout, angeblich nur ein kleiner Abstecher auf der Alternativ-Abstiegsroute Richtung John Hayes Rockhole.
Nun … der Lookout war einmal. Uli recherchiert, wie lange es dauern würde, diesen Alternativweg zu gehen. Einiges länger. Nein, doch. Wir machen es trotzdem. Wasser in Verbindung mit Felsen klingt zu gut!
Die Zeit drückt also ein bisschen. Wir nehmen die Beine in die Hand, steigen flott durch felsigen Wald nach unten. Der Weg mündet in die nächste Schlucht, und hier beginnt die „Chain of Ponds“.
Was hätten wir verpasst, hätten wir den gleichen Rückweg genommen! Entlang rosa, rot und orangefarbenen Felsen suchen wir uns den Weg durch die kompakte Schlucht, klettern auf blankgespülten Felsen an kleinen Rockholes vorbei, in denen sich die sonnenbeschienenen Felsen spiegeln. Perfekt. Wir sind in unserem Element und müssen aufpassen, nicht die Zeit zu vergessen. Das John Hayes Rockhole, das größte Wasserbecken, bildet das Ende und den Anfang. Ein letzter Blick zurück, dann schreiten wir aus in die Dämmerung, 10 km zurück zum Auto.